Überregionaler Arbeitskreis – Management von Infektionen nach Transplantation

“Neue therapeutische Optionen bereichern das CMV-Management nach HSZT.”

- Dr. Teschner, Würzburg

Bei der allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSZT) wird in einer kurzen Zeit das Immunsystem auf den Kopf gestellt: durch die chemo- und/oder strahlentherapeutische Konditionierung wird das Knochenmark und damit auch das Immunsystem der Empfängerin bzw. des Empfängers zerstört, um ein Anwachsen des allogenen Transplantats zu ermöglichen und dessen Abstoßung zu verhindern.1 Die Entwicklung des Immunsystems nach der HSZT ist dann ein sehr dynamischer Prozess: zunächst lebt die angeborene Immunität wieder auf, während sich das adaptive Immunsystem nur verzögert erholt und dessen vollständige Rekonstitution ein bis zwei Jahre oder sogar länger dauern kann.2,3 Damit sind die Patient:innen besonders anfällig für Infektionen. 
Bis zur Wiederherstellung der antiviralen Immunität mit den T-Zellen als den wichtigsten Effektorzellen bleiben die Patient:innen besonders anfällig für virale Reaktivierungen wie des Cytomegalievirus (CMV).3 Dabei bereichern neue therapeutische Optionen in der CMV-Prävention und in der Behandlung von refraktären/resistenten CMV-Infektionen das CMV-Management nach HSZT. 
Mit dem Management von Infektionen nach Transplantation beschäftigt sich auch ein neuer überregionaler Arbeitskreis, dessen Veranstaltungsreihe ich Ihnen im Folgenden kurz vorstellen möchte.

 

Dr. Teschner

Infektionen sind weiterhin die Hauptursache für Morbidität und Mortalität nach Transplantation.4,5 Das nahmen Dr. Daniel Teschner (Würzburg), Dr. Mareike Verbeek (München) und Dr. Eva Wagner-Drouet (Mainz) zum Anlass, in Kooperation mit Takeda einen Arbeitskreis zu gründen. Mit dem Ziel, ärztliche Kolleginnen und Kollegen direkt zu erreichen und mit ihnen die neuesten Entwicklungen in der Transplantationsinfektiologie zu diskutieren und fachliche Erfahrungen auszutauschen, wurde der Arbeitskreis als Veranstaltungsreihe konzipiert, die halbjährlich stattfindet. Insbesondere dem ärztlichen Nachwuchs möchte die Veranstaltungsreihe klinisch-praktisches Wissen vermitteln und eine Plattform für Austausch und Netzwerk bieten.

Auftakt mit spannenden Vorträgen zu Infektionen nach allogener HSZT

Zum ersten Mal traf sich der Arbeitskreis am 16.05.2023 in Würzburg zum Schwerpunkt Infektionen nach allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSZT). 

«Das Spektrum möglicher Infektionserreger nach HSZT ist groß und korreliert mit der Immunrekonstitution», erläuterte Dr. Teschner und ging in seinem Vortrag auf verschiedene Prophylaxe- und Therapiestrategien bei fungalen, bakteriellen und viralen Infektionen ein. Dabei macht die zelluläre Immundefizienz die Patient:innen besonders anfällig für virale Infektionen und Reaktivierungen wie CMV. «Durch neue Therapieoptionen hat sich das CMV-Management nach HSZT signifikant verbessert,» resümierte Dr. Teschner.

Daneben hat sich das Monitoring der T-Zell-Rekonstitution als wichtiges Instrument zur individuellen Risikoabschätzung und Steuerung der Therapie etabliert, wie Dr. Wagner-Drouet in ihrem Vortrag zum CMV-Immunmonitoring schilderte.
Dr. Kevin Legscha, Mainz, legte seinen Fokus auf refraktäre/resistente (r/r) CMV-Infektionen und zeigte anhand eines eindrücklichen Patient:innenfalls die Fallstricke im stationären Setting. Bisher waren in dieser Situation die therapeutischen Möglichkeiten begrenzt und durch Toxizitäten limitiert. Mit Maribavir ist seit November 2022 eine neue und in der Regel gut verträgliche Therapie zur Behandlung von r/r CMV bei Transplantatempfänger:innen zugelassen, wie Dr. Legscha anhand der Daten der zulassungsrelevanten Studie SOLSTICE schilderte.

Dr. Lisa Sturm, Würzburg, berichtete zudem in einer interessanten Kasuistik über das Vorgehen bei Patient:innen mit BKV-assoziierter Zystitis nach HSZT.

Dr. Teschner beim ersten überregionalen Arbeitskreis in Würzburg.

“Die Vorträge waren sehr gut und ich kann vieles für meine Arbeit auf der hämatologischen Station mitnehmen.”

- Teilnehmerin, Würzburg

Interview mit Dr. Teschner zum überregionalen Arbeitskreis

Was steckt hinter der Veranstaltungsreihe? Warum liegt der Fokus auf der Transplantationsinfektiologie? Kann ich auch daran teilnehmen? Dies und mehr erfahren Sie im Interview mit Dr. Teschner!

 

Was verbirgt sich hinter dem überregionalen Arbeitskreis und von wem wurde er initiiert? 
Die Idee war, ein interdisziplinäres Format zu schaffen, das junge wie auch erfahrene Ärztinnen und Ärzte zusammenbringt. Der Arbeitskreis möchte Interesse wecken für das Thema Transplantationsinfektiologie und die Gelegenheit bieten, im gemeinsamen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen anderer Kliniken ein Netzwerk aufzubauen. Eine Mischung aus Übersichtsvorträgen und Kasuistiken macht das Format lebendig.
Mit meinen Kolleginnen Dr. Eva Wagner-Drouet und Dr. Mareike Verbeek verbindet der Arbeitskreis Mainz, Würzburg und München und schafft eine überregionale Kooperation zwischen den jeweiligen Unikliniken. Und ich freue mich sehr, dass auch Augsburg und Bonn Interesse an einer Zusammenarbeit haben.
In jedem Fall soll es ein flexibles und dynamisches Format sein, dass sich durch neue Kooperationen und Ideen weiterentwickelt. Der Arbeitskreis wird halbjährlich als Hybridveranstaltung stattfinden, sodass auch eine virtuelle Teilnahme möglich ist.

 

Warum haben Sie als Themenschwerpunkt die Transplantationsinfektiologie gewählt?
Infektionen nach Transplantation sind ein weites Themenfeld mit vielen Schnittstellen zwischen der soliden Organ- und allogenen Stammzelltransplantation. Die beteiligten Fachbereiche beschäftigen sich intensiv damit. Aber eben jeder für sich. Deshalb ist uns der interdisziplinäre Ansatz besonders wichtig. Um alle beteiligten Fachbereiche anzusprechen und zusammenzubringen, haben wir ganz bewusst die allgemeine Formulierung „Infektionen nach Transplantation“ und nicht „Infektionen nach Stammzelltransplantation“ gewählt

 

Herr. Dr. Teschner, warum hätte Sie als junger Assistenzarzt dieser Arbeitskreis angesprochen?
Ich hatte tatsächlich als junger Arzt die Gelegenheit an einem ähnlichen Format teilzunehmen, damals initiiert von den Unikliniken Mainz, Mannheim und Heidelberg und dem Fokus auf invasiven Pilzinfektionen in der Hämatoonkologie. Das hat mir damals wirklich sehr geholfen. Nicht nur unter dem Aspekt der Fortbildung habe ich sehr viel gelernt, sondern auch, sich in ein Thema einzuarbeiten, einen Vortrag vorzubereiten und vor Publikum zu präsentieren. Auch die Möglichkeit, Kolleginnen und Kollegen anderer Kliniken kennenzulernen und sich auszutauschen habe ich als sehr wertvoll empfunden. Diese Erfahrungen möchte ich gerne an die nächste Generation weitergeben.
Aber auch erfahrene Kolleginnen und Kollegen profitieren von diesem Format als Plattform zum gegenseitigen Wissensaustausch. Gerade die Mischung aus jungen und erfahrenen Ärztinnen und Ärzten macht letztendlich den Arbeitskreis lebendig.

 

Wann und wo findet die nächste Veranstaltung statt und wie kann ich mich dafür anmelden?
Nach dem Startschuss des Arbeitskreises in Würzburg ist die nächste Veranstaltung im hybriden Format am 26. September 2023 in Mainz geplant. Eine Einladung mit weiteren Informationen liegt bereits vor (zum Einladungsflyer). Im Frühjahr 2024 geht es dann in München weiter. Informationen bietet auch die Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, die die Veranstaltungsreihe unterstützt.

Referenzen
  1. Bacigalupo A, Ballen K, Rizzo D, et al. Defining the intensity of conditioning regimens: working definitions. Biol Blood Marrow Transplant 2009;15:1628-1633. 
  2. Mehta RS, Rezvani K. Immune reconstitution post allogeneic transplant and the impact of immune recovery on the risk of infection. Virulence 2016;7:901-916. 
  3. Ogonek J, Kralj Juric M, Ghimire S, et al. Immune Reconstitution after Allogeneic Hematopoietic Stem Cell Transplantation. Front Immunol 2016;7:507. 
  4. Sahin U, Toprak SK, Atilla PA, Atilla E, Demirer T. An overview of infectious complications after allogeneic hematopoietic stem cell transplantation. J Infect Chemother 2016;22:505-514. 
  5. Timsit JF, Sonneville R, Kalil AC, et al. Diagnostic and therapeutic approach to infectious diseases in solid organ transplant recipients. Intensive Care Med 2019;45:573-591.

Pflichtangaben LIVTENCITY® 200 mg Filmtabletten

▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden.

Wirkstoff: Maribavir

Zusammensetzung: Eine Filmtablette enthält 200 mg Maribavir.

Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Mikrokristalline Cellulose (E460(i)), Carboxymethylstärke-Natrium, Magnesiumstearat (E470b); Filmüberzug: Poly(vinylalkohol) (E1203), Macrogol (Polyethylenglykol, E1521), Titandioxid (E171), Talkum (E553b), Brillantblau FCF Aluminiumlack (EU) (E133)

Anwendungsgebiete: LIVTENCITY wird zur Behandlung einer Cytomegalievirus(CMV)-Infektion und/oder -Erkrankung angewendet, die refraktär ist (mit oder ohne Resistenz) gegenüber einer oder mehreren vorhergehenden Therapien, einschließlich mit Ganciclovir, Valganciclovir, Cidofovir oder Foscarnet, bei erwachsenen Patientinnen und Patienten, die sich einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) oder einer Transplantation solider Organe (SOT) unterzogen haben.
Offizielle Leitlinien zur fachgerechten Anwendung von antiviralen Wirkstoffen sollten beachtet werden.

Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile; gleichzeitige Anwendung mit Ganciclovir oder Valganciclovir

Nebenwirkungen: Sehr häufig: Geschmacksstörung, Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit; Häufig: Kopfschmerz, Schmerzen im Oberbauch, Appetitminderung, Arzneimittelkonzentration des Immunsuppressivums erhöht, Gewichtsabnahme

Verschreibungspflichtig.

Takeda Pharmaceuticals International AG Ireland Branch, Irland

Stand der Information: Februar 2023

C-APROM/DE/ADZ/0008